Edelkastanien waren früher ein wichtiger Stärkelieferant. Geröstet oder als Suppenbeilage sind Maronen noch heute beliebt
Der Herbst steht vielerorts im Zeichen der glänzenden Früchte der Edelkastanie (Castanea sativa). Vor allem in Südtirol und im Tessin, wo die mächtigen Bäume ganze Landstriche prägen und hochgeschätztes Kulturgut sind. Aber auch die Bewohner der Südpfalz feiern „Keschdefeste“ mit kulinarischen Spezialitäten wie Kastaniensaumagen und Kastanienlikör. Ab Anfang Oktober laden von Kastanien gesäumte Wege zu Wanderungen ein. Das bunte Laub der Bäume lockt die Menschen in Scharen in die lichten Wälder am Fuß der Haardt, eines etwa 30 Kilometer langen Mittelgebirgszugs am Ostrand des Pfälzerwalds.
Ein Baum mit hohem Nutzwert
Die meisten Besucher kommen nicht nur wegen der spektakulären Laubfärbung, sondern um Edelkastanien zu sammeln, auch Esskastanien genannt. Züchtungen mit besonders großen Früchten bezeichnet man als Maronen. Zu Hause werden sie in gemütlicher Runde über dem offenen Kamin geröstet oder zu einer feinen Suppe verarbeitet. Die Nussfrüchte reifen geschützt in einer stachligen Hülle, die in der Regel spätestens dann aufplatzt, wenn sie sich samt Inhalt vom Ast löst und auf den Erdboden prallt. Hat der Waldbesucher Glück, kullern ihm die rotbraunen und auf einer Seite abgeflachten Samen direkt vor die Füße.
Für Dr. Ernst Segatz sind Edelkastanien besonders faszinierende Bäume. „Alles, was diese Baumart bietet, kann der Mensch für sich nutzen“, sagt der Diplom-Forstwirt von der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft in Trippstadt (Rheinland-Pfalz). Segatz war für das Projekt „Die Edelkastanie am Oberrhein“ tätig, das den Stellenwert dieser Baumart für das Ökosystem in der Region auswertete und vor zwei Jahren abgeschlossen wurde. „Allein schon der schwere Duft der gelben Blütenstände“, schwärmt der Wissenschaftler. Aus ihrem Nektar sowie dem Honigtau auf den Blättern entsteht der kräftig-herb schmeckende Kastanienhonig. Viele erkältete Menschen schwören auf ihn, weil er ihre gereizten Schleimhäute beruhigt.