Die Edelkastanie gehört zu den Buchengewächsen und stammt aus Asien. Von dort gelangte sie nach Griechenland und Italien, wo sie vor 2000 Jahren Wurzeln schlug. Die Römer brachten die Nussfrüchte auf ihren Eroberungszügen mit in den germanischen Norden und pflanzten dort die ersten Maronenbäume an. Seit etwa 500 nach Christus sind die frostempfindlichen Bäume in Deutschland heimisch, wo sie das milde Klima der Weinbaugebiete im Südwesten bevorzugen. Die größten Bestände existieren heute in der Ortenau mit 3300 Hektar und in der Südpfalz mit 2000 Hektar.
Die von Ernst Segatz und seinem Team veranlassten Untersuchungen ergaben, dass sich die Esskastanie ideal in die hiesige Pflanzen- und Tierwelt einfügt, obwohl sie ein ursprünglich nicht bei uns beheimateter Zuzügler ist. Die Forscher zählten auf nur 15 alten Bäumen in ihrem Projektgebiet insgesamt 1001 Käferarten, 40 Moos- und mehr als 100 Flechtenarten. In den trockenen, warmen Baumhöhlen fühlt sich beispielsweise der seltene Juchtenkäfer wohl.
Allerdings setzen den Kastanien Schädlinge zu. Pilzkrankheiten wie die Tintenkrankheit und der Rindenkrebs gefährden die Bäume in Deutschland. Bei Befall sterben sie innerhalb einiger Wachstumsperioden ganz oder teilweise ab. Seit Kurzem beeinträchtigt die Edelkastanien-Gallwespe, ein aus dem Ausland eingewandertes Schadinsekt, das Wachstum von Knospen, Blättern und Früchten. Was den Rindenkrebs betrifft, ist Ernst Segatz zuversichtlich, dass die Natur das Problem selbst in den Griff bekommt. Der Grund: Der Pilz wird in unseren Breiten von einem Virus angegriffen, was seine Aggressivität mildert. Anders als in den USA und in Kanada werden uns die edlen Bäume deshalb vermutlich erhalten bleiben.